Natur und Körper

Natur und Körper

Ich bin Teil der Natur. Gerade jetzt kann ich das gut spüren, ruhig unter einem schattigen Baum liegend, ein Schmetterling umtanzt mich und lässt sich auf mir nieder, und ich sehe flinken Meisen zu, die ihre Jungen füttern. Es zwitschert und summt und rauscht um mich, und ich spüre dankbar, wie jede Zelle loslässt und ich ein Stückchen tiefer in die Erde sinke.

Mein Körper liebt es, die Erde zu spüren. Die Natur, die Erde, ist unser großer Körper, den wir Menschen bewohnen, wir haben eine natürliche Sehnsucht danach, uns mit ihr zu verbinden. Die Natur ist die pure Erfahrung all unserer Sinne, sie ist reine Präsenz, und lädt uns daher ein, ganz im Körper und im Hier und Jetzt anzukommen.

eine sinnliche Verbindung

Das können wir jetzt, im lang ersehnten Sommer, gut spüren. Wir freuen uns über eine Symphonie von Farben und Düften, kühlenden Wind und erfrischendes Wasser. Die goldene Wärme der Sonne entspannt unseren Körper, und unser Kopf darf lernen, es ihm gleichzutun. Moospolster und Grashalme laden ein, ihn darauf zu betten und loszulassen, auszuruhen, durchzuatmen.

Ich verbinde mich mit mir, meine Füße werden selbstverständlich Teil der Erde, die mich trägt, und mein Körper führt mich ganz intuitiv in der Natur, wohin es meine Seele zieht.

Die Vielfalt der Natur zeigt uns Plätze, die das Wunder unseres Körpers spiegeln. Der tief verwurzelte Baum, der Halt und Ruhe schenkt, lässt uns Erdung und Angebundenheit spüren. Unsere Adern sind wie sprudelnde Quellen und Bäche, die uns erfrischen und inspirieren. Der frische Wind belebt unseren Atem. Jede Knospe, jedes junge Grün erinnert unsere Zellen an ihre ständige Erneuerung.

Fülle und Öffnung spüren

Es berührt mich, wie bedingungslos die Natur im Sommer ihre Fülle verschenkt, wie die Blütenpracht das Auge verwöhnt ohne Angst zu verblühen, wie die Sonne meine Haut streichelt, wie die Früchte und Kräuter aus Feld und Wald uns nähren. Die Natur hat alle Qualitäten einer guten Mutter, sie ist immer da, begleitet liebevoll das Wachstum ihrer Schützlinge, trägt und nährt uns, und lässt doch alles frei, das zu ihr gehört.

Da ist kein Platz für Mangeldenken oder Angst. Auch mein Körper öffnet jede Pore, geflutet von Lebendigkeit, schmilzt er hingebungs- und vertrauensvoll in die Wärme. Der Sommer ist die Zeit des Kindes, der Unschuld, des Spiels, der Kraft, des Eros, der Sinnlichkeit, verbindet mich mit meinem ursprünglichen und sehr körperlichen Sein. Alles in mir beginnt zu fließen, ich spüre das satte Leben, höre auf zurückzuhalten und erlaube mir Hingabe, Öffnung, Loslassen. Trotz Hitze und Gelsen, keine Zeit des Jahres liebt mein Körper mehr.

dem Herzschlag der Erde lauschen

Ich lehne meinen Körper dankbar an den Stamm eines Baumes, lausche dem Pulsieren meines und seines Herzschlags. Ich atme ihn tief ein, den Sommer, der nach trockenem Gras und duftigen Blüten schmeckt. Der sanfte Wind am offenen Feld lockt meine Sehnsucht. Das Vibrieren der warmen Luft lädt meinen Körper ein, seinen eigenen Rhythmus zu finden.

Was in mir möchte er jetzt ausdrücken und bewegen? Ich tanze mit dem Wind, klettere mit dem Eichhörnchen, schwirre mit der Libelle, die Füße auf der Erde, finde ich mein Zentrum. Ich lasse los, lasse mich vom Licht emporheben, schmelze hinein, Sonnenstrahlen, Glühwürmchen, Sternschnuppen.

Ich sinke hinein, in den Herzschlag von Mutter Erde, aus der wir kommen, die uns nährt und trägt, zu der wir einst zurückkehren. Wenn ich mich so verbinde mir ihr, dann spüre ich mich besser, aber auch sie, die Natur, spüre mich als Teil von ihr.

Und das macht mich demütig und dankbar. Ich kehre zurück zu meinem Ursprung. Die Fülle der Natur schenkt uns ein Paradies. Jeder Moment, in dem ich mich davon abtrenne, mich darüber erhebe, ist verschenkte Lebenszeit. Wir Menschen bringen so viel Unordnung und Ungleichgewicht in den Kreislauf der Natur, entfernen uns von ihr, zerstören ihre Abläufe. Ist uns bewusst was wir uns damit antun?

In der Natur gibt sich mein Körper dem Leben hin. In der Natur lebt sich das Leben selbst. Es fühlt sich satt und ganz an, dieses Leben.

Spüre wie sie sich flüsternd umarmen, dein Körper und die Natur, altes Wissen austauschen, über das Miteinander, darüber was dich heilt, was die Erde heilt. Lausche ihren Geschichten, fühle ihre Kraft in dir.

Du spürst es, tief in deinen Zellen: Ich bin lebendig. Alles ist Fülle. Es genügt zu sein.

…and into the forest I go
to loose my mind
and find my soul…

unbekannt

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