Gesundheit und Körperbewusstsein

Gesundheit und Corona

Die letzten Wochen habe ich, meiner Corona-Infektion sei Dank, wieder spüren dürfen, wie wichtig Gesundheit ist. Wenn der Körper schwach wird, ist alles andere plötzlich zweitrangig, und vieles vorher Selbstverständliche nicht möglich. Wieder bei Kräften, schätzt man die kleinen Dinge: Tief und ruhig durchatmen können. An der frischen Luft im Sonnenschein spazieren gehen. Energie für Gespräche, Arbeit, Lachen.

In zwei Jahren Pandemie habe ich viel zu wenig darüber gehört, was man außer der Impfung für seine Gesundheit tun kann. Dabei ist gerade bei Infektionskrankheiten ein gutes Immunsystem wichtig.

Prävention und Selbstverantwortung

Man sagt, im alten China wurde der Arzt bezahlt, solange man gesund blieb. Eine schöne Idee, die sich in der präventiven Medizin wiederfindet. Was trägt dazu bei, unsere Gesundheit zu erhalten?

Wir fühlen uns zunehmend als Opfer der Umstände, des Virus, der Politik, daher ist es wichtig, uns zu erinnern, was wir selbst tun können. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf. Einigem davon können wir mit gesünderen Ernährungsgewohnheiten, ausreichend Bewegungs- und Ruhephasen, guter Mineralstoff- und Vitaminversorgung gegensteuern. Lebensgestaltung bleibt unsere Entscheidung, auch wenn Büro-Alltag, To-Do-Liste und Supermarkt-Angebote es uns schwer machen. Wenn wir das weiterdenken, werden wir beginnen einzufordern, dass Politik und Wirtschaft ihren Beitrag zu unserer Gesundheit leisten, in dem sie z.B. dafür sorgen, Böden, Luft und Gewässer frei von Schadstoffen zu halten.

Ganzheitliche Immunstärkung

Mit der biodynamischen Körperpsychotherapie habe ich einen sehr ganzheitlichen Zugang zu Gesundheit. Gesundheit ist ein Zustand von Wohlbefinden auf allen Ebenen, körperlich, emotional, geistig, seelisch. Ist eine Ebene aus der Balance, beeinflusst das die anderen. Das bedeutet, dass auch belastende Gefühle, hinderliche Glaubenssätze oder chronischer Stress negativ auf unsere Gesundheit wirken.

Stress, Depression oder Angst können unser Immunsystem schädigen, und auch belastende Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut zu unterdrücken, kostet den Körper viel Energie und kann Stress mitverursachen. Dagegen sind Optimismus, Glücksgefühle, Selbstwirksamkeit und soziale Bindungen stärkend. Die gesellschaftliche Situation, die medialen Botschaften und Maßnahmen der letzten zwei Jahre waren daher kaum angetan, unsere Immunabwehr zu steigern.

Selbstverantwortung ist auch hier für mich ein wichtiger Schlüssel. Was kann ICH tun, Herausforderungen und belastenden Situationen aus eigener Kraft erfolgreich zu bewältigen? Wie kann ich etwa gezielt Ruhe und Lebensfreude kultivieren, Mut und Gelassenheit entwickeln und nährende wohltuende Beziehungen pflegen? Aus eigener Kraft heißt dabei nicht alleine, sondern durchaus mit ermutigender Unterstützung.

Beglückende Gewohnheiten finden

Entspannung, Achtsamkeit und genügend Schlaf beugen Stress vor und haben einen positiven Effekt auf das Immunsystem, die Körperabwehr erholt sich. Wer also Autogenes Training, Yoga, Qigong, Atemtechniken oder Meditation in den Alltag einbaut, und früh genug ins Bett geht, tut sich schon sehr viel Gutes.

Das gleiche gilt für den regelmäßigen Spaziergang, Bewegung an der frischen Luft und Zeit in der Natur stärken ebenfalls die Abwehrkräfte, können die Anzahl der Immunzellen erhöhen sowie den Blutdruck und Stresshormone senken. Hin und wieder ein Lied trällern fördert, Botenstoffe für die Immunabwehr zu produzieren. Und am einfachsten ist es, täglich mehrmals heiter zu lachen oder jemanden liebevoll zu umarmen, denn beides erhöht die Aktivität der körperlichen Abwehrzellen, und die dabei produzierten Hormone bauen den das Immunsystem unterdrückenden Stress schneller ab. Wenn du weißt, was dich richtig glücklich macht, und davon viel in dein Leben einbaust, ist das wie ein Immun-Booster.

Dem Körper und seiner Kraft vertrauen

Viele Ansätze der alternativen Medizin vertrauen auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und die Wiederherstellung des körperlichen und emotionalen Gleichgewichts, sie unterstützen, schwache oder gehemmte Energie wieder in Fluss zu bringen. Das bedeutet auch, unserem Körper zu vertrauen, dass er mit Krankheit umgehen kann. Immerhin regenerieren sich die meisten unserer Körperzellen immer wieder neu.

Die Schulmedizinische Versorgung ist ein Segen unserer Zeit, und erhöht unsere Lebensqualität und Lebenszeit enorm. Es gibt viele Krankheiten und körperliche Beschwerden, wo sie überlebensnotwendig und wichtig ist. Aber jeder Mensch ist einzigartig, und kein Arzt kennt unseren Körper so gut wie wir selbst. Es ist ein Grundprinzip des Lebens, dass unsere Lebensenergie fließen möchte, und wir spüren selbst am besten, wie wir das unterstützen können. Wir brauchen daher das Zusammenspiel von Schul- und Alternativmedizin, vor allem in Bezug auf die Prävention von Krankheit, aber auch, um das Vertrauen in unseren Körper zu stärken.

Während der Corona-Infektion konnte ich wieder üben, in meinem Körper bewusst präsent zu sein, und damit den Viren Einhalt zu bieten. Das war kein Kampf, eher ein in-mich-Hineinschmelzen, mit der klaren Wahrnehmung: Wo ich bin, hat das Virus keinen Platz. Mir wurde auch bewusst, ich hatte vor meiner Infektion eine Zeit lang Stress und war nicht so gut mit mir verbunden. Das mag jetzt für einige befremdlich wirken, tatsächlich ist es zunehmend meine Erfahrung: Gesundheit ist, meinen Raum voll und ganz einzunehmen, mit meinem Körperbewusstsein präsent zu sein, meine eigene Lebensenergie in Fülle fließen zu spüren.

Die Botschaft der Symptome

Corona, so meine Erfahrung, hängt sich gerne in die Schwachstellen, und die sind selten nur körperlich. Egal ob man so wie ich zu Bronchitis neigt, oder zu Kopfschmerz, Sinusitis oder Rückenschmerzen, Schwindel oder Herzbeschwerden, Erschöpfung oder Hautreaktionen, hinter jedem Symptom können Themen stecken. Natürlich gibt es gerade bei Corona viele unterschiedliche Faktoren, die die Art und Schwere der Symptome beeinflussen. Wenn Beschwerden in bestimmten Bereichen allerdings immer wiederkommen oder besonders lange vorhalten, dann kann es sein, dass dein Körper dich einlädt, genauer hinzuspüren, worum es geht und was da in die Heilung kommen möchte.

Woran erinnert mich das Symptom, welche Bedürfnisse und Wünsche macht es sichtbar? Was zeigt mir das Symptom, was ich vielleicht nicht wahrhaben will? Welche Gefühle tauchen auf, wenn ich wirklich Aufmerksamkeit hingebe? Welche Glaubenssätze oder immer wieder kehrende Gedanken aktiviert das Symptom? Woran hindert mich dich das Symptom und was ermöglicht es mir? Welche Teile von mir leiden, sind vernachlässigt?  Welche inneren Konflikte gibt es, die den Frieden in meinem Körper stören? Welche Themen wollen endlich transformiert werden?

Ich habe mich in meiner Corona-Erkrankungen intensiv mit einigen Themen hinter meinen Symptomen auseinandergesetzt, durfte alte Belastungen und Begrenzungen spüren und alte Tränen weinen, und fühle mich jetzt ‚runderneuert‘. Ich bin dankbar, dass ich wieder einiges fühlen, begreifen und loslassen durfte. Und ich bin vor allem meinem Körper unendlich dankbar, dass er so weise und geduldig ist.

Chance der Veränderung

Oft aktivieren Krankheiten und ihre Symptome Widerstand in uns, wir wollen keine Schmerzen spüren, nicht schwach sein. Wir wollen die Symptome weghaben. Wir lenken uns ab, gehen vom Körperempfinden weg. Meine Erfahrung ist, je eher wir uns Symptomen zuwenden, uns selbst in Schmerz und Unvollkommenheit annehmen, unseren Zustand akzeptieren, uns das Spüren erlauben, desto schneller passiert Regeneration, Lösung, Veränderung. Wenn ein Kind krank ist, werden wir es liebevoll einhüllen und wiegen, warum also nicht uns selbst? Und wie ein Kind nach einer Krankheit oft wichtige Entwicklungsschritte macht, so kann auch unser bewusstes Durchgehen durch unangenehme körperliche Empfindungen viel verändern.

Jedes Mal, wenn dir dein Körper etwas aufzeigt, ist es eine Chance, zu wachsen und zu heilen. Vielleicht möchtest du das nächste Mal, wenn etwas schmerzt oder wund ist, liebevoll deine Hände auf die betroffene Stelle legen, mit deiner Wahrnehmung dort verweilen, ohne Absicht horchen, was sie dir sagen möchte.

Gesundheit ist Ganzheit. Das Unangenehme, Schmerzende, Blockierte, es gehört genauso zu uns. Einmal im Spür-Bewusstsein angekommen, darf sich sein Geschenk entfalten, und es kann wieder Fluss und Frieden finden.

Wir sind nicht allmächtig, und oft fühlen wir uns einer Krankheit oder Beschwerden ausgeliefert. Aber wir können eigenmächtig sein, wenn wir die Krankheit nicht mehr als lästige Einschränkung oder bedrohliches Übel sehen, sondern als Lehrerin am Weg zu mehr Klarheit, Fülle und Lebendigkeit willkommen heißen.

Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist,
habe ich beschlossen,
glücklich zu sein.

Voltaire

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